Dorfladen in Groß-Altenstädten: Vorbild für Ortsteile ohne Laden?

Veröffentlicht am 20.11.2010 in Allgemein

Ehringshäuser Besuch in Groß-Altenstädten

Laden, Café und Treffpunkt in einem: Das hat der Förderverein „Backhaus“ Groß-Altenstädten e. V. auf die Beine gestellt und so dem Dorf wieder einen Laden, aber auch einen Kommunikationspunkt gegeben. Auf nach Groß-Altenstädten hatte sich deshalb eine Abordnung von SPD-Ortsverein und SPD-Fraktion gemacht, um Näheres über das Projekt zu erfahren, das vor einigen Jahren im Rahmen des Dorferneuerungsprogramms seinen Anfang genommen hatte. Eine Gaststätte oder ein Lebensmittelgeschäft gab es nicht mehr.

Astrid Schneider-Hartmann und Lothar Biek vom Förderverein führten die Besucher durch das Backhaus mit den vielen Funktionen und erzählten über den Weg zu dem erfolgreichen Projekt. Der Förderverein mit seinen rund 25 Aktiven manage Laden, Café und das ebenfalls im Backhaus angesiedelte Museum. Die Aktiven seien überwiegend „im Mittelalter“ zwischen 35 und 50 Jahren. Bemerkenswerterweise engagierten sich auch nach Groß-Altenstädten Zugezogene stark. Deutlich wurde, dass Café und Laden viel zum Zusammenhalt im Ort beitragen.
„Von Anfang an haben wir alles sauber geregelt, mit dem Finanzamt, dem Gesund-heitsamt – aber auch unter uns,“ betonte Lothar Biek. Klare Regeln gebe es für den Verein: „Im Laden kein Alkohol, keine Zigaretten, Schulden werden keine gemacht, keine Privatdarlehen von Mitgliedern des Vereins.“ Vielmehr trage der Kuchenverkauf die Investitionen. Schritt für Schritt wurde so der Laden ausgebaut und hochwertig eingerichtet. „Am Anfang gab es nur ein paar Regale und das Brotregal,“ berichtete Biek.
Der Kuchenverkauf steht und fällt mit den Kuchenspenden der Aktiven, die ihre Back-werke kostenlos zur Verfügung stellen. Ein Stück Kuchen kostet einen Euro, eine Tasse Kaffee fünfzig Cent. „Wir wollen, dass sich auch ältere Frauen mit ihren oft sehr kleinen Renten Kaffee und Kuchen leisten können,“ so Biek und Schneider-Hartmann. Umso erstaunlicher, so waren sich die Ehringshäuser Sozialdemokraten einig, wie viel Geld auf diese Weise zusammen kommt. Allerdings ist das Café auch ein echter Hingucker: In einem denkmalgeschützten Gebäude mit alten, aus verschiedenen Quellen zusam-mengetragenen Möbeln eingerichtet und regelmäßig wechselnd dekoriert ist ein Ort zum Wohlfühlen entstanden. Nicht nur Gäste aus Groß-Altenstädten und den unmit-telbaren Nachbarorten kommen her.
Der kleine Laden ist unter der Woche täglich von sieben bis neun Uhr geöffnet, samstags bis zehn. Neben täglich frisch gelieferten Backwaren werden weitere Lebensmittel, aber auch Putz- und Hygieneartikel ebenso verkauft wie Wander- und Ansichtskarten für die gelegentlich vorbei kommenden Wanderer. Fleisch- und Wurstwaren gibt´s eingeschweißt (wegen der Hygiene!) vom Metzger aus dem Nachbarort. „Was nicht vorrätig ist, ist am nächsten Tag da,“ so Biek und Schneider-Hartmann. Während sonntags ehrenamtliche Helfer das Café betreuen, sind wochentags Kräfte beschäftigt, die unter Minijob-Regelung bzw. Ehrenamtspauschale fallen.
Das Sonntagscafé ist die Säule, die den Laden trägt, machte Biek deutlich. Der Laden sei aber sehr wichtig: „Die älteren Herrschaften waren froh und dankbar, endlich wieder unabhängig zu sein,“ sagte Schneider-Hartmann. Schließlich seien insbesondere viele ältere Frauen mangels Führerschein nicht mobil. Dieser Gesichtspunkt hatte auch die Ehringshäuser SPD nach Groß-Altenstädten gebracht, sagte Ortsvereinsvorsitzender David Rauber: „Man spürt, dass viele gerade Ältere unter solchen Einschränkungen leiden und sucht nach Antworten.“
Solche Antworten wollen die Sozialdemokraten auch in Ehringshausen suchen. So steht´s im eben beschlossenen Grundsatzprogramm. „Klar ist: Es müssen sich im Ort Aktive zusammenfinden, die eine passende Lösung auf Dauer tragen“, so SPD-Fraktionsvorsitzender Sebastian Koch. Die Gemeinde müsse solche Initiativen aber auf jeden Fall tatkräftig unterstützen. In Groß-Altenstädten passiert das etwa dadurch, dass die Gemeinde Hohenahr ihr Gebäude zu einer sehr überschaubaren Miete überlässt.

Neugierige aus Ehringshausen und seinen Ortsteilen können das Angebot in Laden und Café zu den Öffnungszeiten testen:
Laden und Café sind Montag bis Freitag 7-9 (Samstag 7-10 Uhr) sowie Mittwoch, Donnerstag und Freitag zusätzlich von 15 bis 17.30 Uhr geöffnet. Sonntags öffnet das Café zwischen 15-18 Uhr (Ausnahme: Erster Sonntag im Monat).

 

Aktuelle Artikel

Downloads

Kommunalpolitik