Gerhard Bökel trägt zu Geisterzug vor

Veröffentlicht am 04.05.2015 in Ortsvereine

Gerhard Bökel bei seinem Vortrag

Reich an oft beklemmenden Einblicken war der Vortrag von Gerhard Bökel in der Ehringshäuser Wehrkapelle. Der frühere Landtagsabgeordnete, Landrat und hessische Innenminister machte auf Einladung des SPD-Ortsvereins in Ehringshausen Station, um seine aktuelle Arbeit den rund 30 Zuhörerinnen und Zuhörern, unter ihnen auch Bürgermeister Jürgen Mock, vorzustellen.

Der nunmehr 68-jährige Bökel hatte im „Unruhestand“ in Avignon ein Sprachstudium aufgenommen „um richtig Französisch zu lernen,“ wie er sagte. Die Universität verlangt dabei auch eine Arbeit zu gesellschaftlichen bzw. historischen Themen. Bökel nahm sich eines Themas an, das sowohl Schlaglichter auf die Verbrechen der Besatzer aus Nazi-Deutschland als auch auf die Kollaboration durch das in Südfrankreich herrschende Vichy-Regime warf.

Bökel machte sich nämlich auf die Suche nach den Spuren des Geisterzugs, der sich im Sommer 1944 vom Internierungslager im südwestfranzösischen Angouleme in das Konzentrationslager Dachau machte. Angesichts der schon erheblichen Kriegszerstörungen an Bahnstrecken und Brücken machte der Zug mit seinen bis zu 600 auf engstem Raum und in Viehwagen zusammengepferchten Insassen auch in unserer Partnerstadt Roquemaure und Umgebung mehrfach halt. Einzelnen Insassen gelang die Flucht, wobei die örtliche Bevölkerung sowohl Fliehende unterstützte als auch bei den längeren Aufenthalten des Zuges und Fußmärschen der Insassen Wasser und Nahrung zur Verfügung stellte.

Gerhard Bökel schilderte Einzelheiten der Recherche für seine zwischenzeitlich fast komplett vergriffene Broschüre und seiner Arbeit an weiteren Veröffentlichungen. So konnte Bökel noch zwei Überlebende des Geisterzuges sprechen, deren umfangreiche Schilderungen weitere Details ans Licht brachten. Diese Erkenntnisse will Bökel für weitere Nachforschungen nutzen.

Ortsvereinsvorsitzender David Rauber dankte Bökel für seinen Vortrag, der keinen der Zuhörer unberührt ließ. Umso mehr gelte es, die Partnerschaft mit Frankreich im Allgemeinen und Roquemaure im Besonderen intensiv zu pflegen.

 

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